20.
Monica Flanders stand hochaufgerichtet vor ihrem zusammengesunkenen Sohn Hyram. Bei ihrer Größe von kaum einsfünfzig konnte man einen anderen nicht leicht überragen. Doch Monica gelang das erstaunlich gut.
»Erst stellen wir fest, daß die Blondine mit ihrem Bruder schläft...«
»Es war nicht ihr Bruder, Ma«, warf Hyram ein.
»Ach, ich bitte um Entschuldigung!« höhnte Monica. »Sie hat selbst erst vor kurzem festgestellt, daß er nicht ihr Bruder war. Das erleichtert mich ja ungemein. Dann entdeckt die Welt, daß die Dunkle ein Monster ist.« Monica holte tief Luft, genau wie Hyram.
»Kein Monster, Ma. Nur die Patientin eines Arztes für plastische Chirurgie. Du hast selbst... «
»Ich habe nie ausgesehen wie sie«, unterbrach Monica ihn scharf. »Sie war ein Nichts. Ein häßliches Wesen. Und sie repräsentiert Flanders Cosmetics. Als ob das nicht genug wäre, haben wir außer einer Perversen und einem Fleischkloß noch eine Missgeburt. Einen Transvestiten, der unsere Frauen davon überzeugt, daß sie unseren Lippenstift benutzen sollen. Super, Hyram. Ideal. Eine großartige Idee, die du da gehabt hast.«
»Mutter, die Show hatte die höchsten Einschaltquoten, die es je im Fernsehen gegeben hat.«
»Es ist eine Show der Ungeheuerlichkeiten: Ich pfeif auf die Einschaltquoten, Hyram. Sag mir was über den Verkauf.«
»Nun ja, du mußt damit rechnen, daß er etwas zurückgeht...«
»Hyram, du bist wirklich und wahrhaftig ein Rindvieh. Auch wenn man in Betracht zeiht, daß der größte Fehler meines Lebens der war, dich zu meinem Nachfolger zu machen, glaube ich, daß du noch immer nichts kapierst. Die Kosmetikserie ist gestorben. Die kannst du vergessen. Keine Frau wird diese Produkte je wieder kaufen. Wir verkaufen Träume, Hyram, nicht Alpträume. Wie es so schön heißt: Das Fest ist aus.«
»Aber wir haben fast hundert Millionen Dollar in das Zeug investiert.«
»Trag die Verluste wie ein großer Junge, Hyram.«
»Bist du verrückt, Mutter? Wir werden für Lila Kyle einen Ersatz finden. Wir verändern die Anzeigen. Wir könnten sogar die beiden anderen ersetzen. Aber wir müssen die Produktserie behalten, Mutter. «
»Zieh unser Sponsoring zurück. Mach die Verlustrechnung auf, und entwickle eine neue Serie, Hyram.«
Er stand auf. »Ich werde den Verlust nicht einstecken. Nicht in meinem ersten Jahr als Präsident. Mutter, es ist mir absolut ernst. Ich werde das ausfechten. Ich bringe es vor den Aufsichtsrat und werde meinen Standpunkt durchsetzen. Sie sehen es bestimmt nicht wie du.«
»Das werden sie doch, Hyram. Und sie werden sich auch daran erinnern, wer sie auf den Gedanken gebracht hat. Tu es nicht. Es wird dir leid tun.«
Doch er hörte nicht auf seine Mutter. Und es würde ihm noch leid tun.